Am 21. März, dem Festtag von Benedictus, dem Abt von Monte Cassino († 547) und Thomas Cranmers, Erzbischof von Canterbury (†1556) fand die Inthronisation von Justin Portal Welby zum 105. Erzbischof von Canterbury statt. Für die Utrechter Union nahmen der Erzbischof von Utrecht, Joris Vercammen, als Vorsitzender der Internationalen Altkatholischen Bischofskonferenz und der Bischof von Haarlem, Dirk Jan Schoon, als Co-Vorsitzender des Anglican Old Catholic Coordinating Council (AOCICC) an den Feierlichkeiten teil.
Am Abend vor der Inthronisation wurden die vielen Gäste aus der breiten Ökumene im historischen Museum von Canterbury empfangen. Auf dem Programm stand zuerst eine Vorlesung über die Funktion des Erzbischofs, unter anderem auch als Primat von ganz England und als Haupt der weltweiten Anglikanischen Gemeinschaft. Beim anschliessenden Buffet war dann Gelegenheit, alten Bekannten zu begegnen und neue Kontakte zu knüpfen. Die Umgebung der Kathedrale selbst war hermetisch abgeschlossen. Am folgenden Tag wurden die Gäste ins umzäunte Gebiet begleitet, wo sie sich für den Gottesdienst umkleiden konnten. Jeder in einem speziell dafür zugewiesenen Teil der Krypta. Die altkatholischen Delegierten teilten sich eine Seitenkapelle mit anderen Gästen aus Kirchen, die mit der Anglikanischen Kirche in Gemeinschaft stehen, u. a. den Vertretern der Porvoo-kirchen und der Mar Thoma Kirche.
Die Kathedrale füllte sich in der Zwischenzeit mit Eingeladenen und Interessierten. Nachdem auch alle Gäste in verschiedenen Prozessionen ihren Platz gefunden hatten, folgte der Auftritt des Prinzen von Wales und der Herzogin von Cornwall, worauf der Gottesdienst anfangen konnte. Im Anschluss an das Verlesen des Mandats für die Installation, bat der neue Erzbischof – nachdem er laut an die Türe geklopft hatte – höflich darum, seine Kathedrale betreten zu dürfen, was ihm durch ein kleines Mädchen gewährt wurde. Der Dekan der Kathedrale prüfte den Erzbischof in seinem Glauben und übergab ihm das Evangelienbuch. Nach einem kurzen Wortgottesdienst, bei dem aus dem Buch Ruth und dem zweiten Korintherbrief gelesen wurde, fand die eigentliche Installation statt. Erzbischof Welby wurde zum Bischofsstuhl geführt und empfing dort den Bischofsstab. Nachdem er auf dem Stuhl des Hl. Augustinus platzgenommen hatte, folgte ein ohrenbetäubender Applaus. Nach dem Friedensgruss und der Lesung aus dem Evangelium hielt der neue Erzbischof seine Predigt über die Nachfolge Christi und dass dies auch bedeute, Risiken einzugehen was die Kirche Leiden lasse. “Viele Christen erleiden den Märtyrertod heute wie auch in der Vergangenheit.“ Der Gottesdienst war ganz nach anglikanischer Art umrahmt von Orgelspiel, Chor- und Gemeindegesang, wobei auch der Willkommenstanz afrikanischer Tänzer und Trommler nicht unerwähnt bleiben soll.
Am Abend waren die hunderte von Gästen vom ‚Nikaean Club‘ zu einem Nachtessen in den Räumen der Universität von Kent eingeladen. Dieser Club organisiert alle grossen Empfänge für den Erzbischof von Canterbury. Auch dabei gab es wieder ausgedehnte Möglichkeiten den Kontakt mit alten und neuen Bekannten zu pflegen.
Am nächsten Tag empfing der neue Erzbischof die vielen Gäste. Bei dieser Gelegenheit überbrachte Erzbischof Vercammen die Glückwünsche der Altkatholischen Kirchen, die hoffen und beten, dass Erzbischof Welby Gottes Segen empfangen möge, um der Kirche von England und der weltweiten Gemeinschaft der Anglikanischen Kirchen in den kommenden Jahren zu dienen. – Seine Installation war in jedem Fall ein grossartiges Ereignis, dass von der vielfältigen Unterstützung von Erzbischof Welby bei seinen Aufgaben Zeugnis ablegte.
+ Dirk Jan Schoon
Bischof von Haarlem