Bischof Dr. Harald Rein besuchte zusammen mit Pfr. Ioan L. Jebelean, Ökumene-Beauftragter der IBK, vom 11. bis 16. August 2016 Mazedonien. Die Einladung erfolgte durch Erzbischof Stefan von Ohrid, Metropolit der mazedonisch-orthodoxen Kirche. Denn auch wenn Mazedonien weit weg liegt, gibt es viele Berührungspunkte.
Durch Migration hat es mittlerweile drei mazedonisch-orthodoxe Kirchgemeinden in der Schweiz. Vor kurzem konnte die erste Kirchgemeinde ihr eigenes Gotteshause in Triengen LU einweihen. Seit ihrer Entstehung bemühen sich die Christkatholische Kirche und die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen der Schweiz um die Integration der orthodoxen Christinnen und Christen. Da es in Mazedonien neben der orthodoxen Kirche auch eine starke muslimische Minderheit (etwa 20% der Bevölkerung) gibt, ist Mazedonien wie die mazedonisch-orthodoxe Kirche sehr daran interessiert, zu wissen, wie die Zusammenarbeit in der Schweiz zwischen den Kirchen und Religionen funktioniert. Im Kontext der staatlichen Unabhängigkeit von Ex-Jugoslawien und auch später kam es zu ethnisch und religionsbedingten bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die das Eingreifen einer Nato-Schutztruppe erforderlich machten. Über das Erasmusprogramm der Europäischen Union gab es vor 2 Jahren den ersten Stipendiaten aus Mazedonien, Pfr. Dimitriev Stoil, am Departement für Christkatholische Theologie der Theologischen Fakultät der Universität Bern. Die mazedonisch-orthodoxe Kirche unterhält für ihren geistlichen Nachwuchs in Skopje ein Priesterseminar und eine der staatlichen Method und Kyrill Universität angegliederte Theologische Fakultät. Da diese zurzeit nur Bachelor- und Masterabschlüsse anbieten kann, gehen die Doktoranden bisher überwiegend nach Bulgarien und Italien. Nun wird eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem Departement für Christkatholische Theologie der Universität Bern in Erwägung gezogen. Dies kann zugleich ein Dienst für den innerorthodoxen Frieden auf akademischer Ebene sein. Denn dort gibt es grosse kirchenpolitische Probleme, die mit dem Zerfall von Ex-Jugoslawien zu tun haben. Mit der staatlichen Selbstständigkeit der Republik Mazedonien erklärte sich die mazedonisch-orthodoxe Kirche für autokephal. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist nur bereit, diese Selbstständigkeit anzuerkennen, wenn diese Kirche sich Orthodoxes Erzbistum von Ohrid nennt und auf die Bezeichnung „mazedonisch“ verzichtet. Denn seit der staatlichen Unabhängigkeit gibt es zwischen Mazedonien und Griechenland einen Streit, wem von beiden Ländern Alexander der Grosse und die Bezeichnung „mazedonisch“ gehört. Hinzu kommt der Streit mit dem serbisch-orthodoxen Patriarchat in Belgrad, das der mazedonisch-orthodoxen Kirche nur eine Autonomie unter seiner Oberhoheit zugestehen will. Zu den anderen orthodoxen Kirchen laufen die Beziehungen de facto normal; insbesondere zu den orthodoxen Kirche Bulgariens, Rumäniens und Russlands.
Das Besuchsprogramm begann in Skopje. Verantwortlich war als Dolmetscher und Fahrer Pfr. Stoil. Am ersten Tag wurden die muslimische Altstadt und die slawisch-christliche Innenstadt und ihre Gotteshäuser besucht. Am zweiten Tag wurde Bischof Harald Rein zuerst von Metropolit Stefan in seiner Residenz empfangen, um die nächsten Tage zu besprechen. Dann ging es zum römisch-katholisch / byzantinisch-unierten Bischof Kiro Stojanov, der fliessend Deutsch spricht und regelmässig in der Schweiz mazedonisch stämmige Katholiken/innen firmt. Da die Anzahl der (römisch-) katholischen Christinnen mit 2% nur sehr klein ist, ist er für beide Riten allein verantwortlich. In den mit Rom unierten Ostkirchen dürfen die Pfarrer heiraten, der Bischof wird gewählt, aber der Papst als Oberhaupt anerkannt. Anschliessend wurden verschiedene evangelische Kirchen, die auch nur sehr kleine Minderheiten sind, besucht. Den Abschluss des Tages bildete das Kennenlernen der Theologischen Fakultät und des Priesterseminars und seiner Mitarbeitenden. Am dritten Tag ging es in die Stadt Tetovo zu Bischof Josif, Bischof von Tetovo und Gostivar. Er leitet die einzige Diözese der mazedonisch-orthodoxen Kirche mit einer muslimischen Bevölkerungsmehrheit von 80%. Er ist verantwortlich für 60‘000 Gläubige in 15 Kirchgemeinden und für 2 Klöster; fast altkatholische Verhältnisse.
Im Vordergrund stand der interreligiöse Dialog. Dann ging es für die nächsten 2 Tage über zahlreiche Klöster in die Stadt Ohrid am Ohridsee. Ohrid wird auch das Jerusalem des Balkans genannt. Es hat 364 Kirchen und ist ein Tourismusgebiet. Es wimmelte nur so von Autos mit Schweizer Kennzeichen. Ihren Abschluss fand die Rundreise in Strumica an der bulgarischen und griechischen Grenze, wo Pfr. Stoil eine Kirchgemeinde betreut und wo es die meisten Klöster der mazedonisch-orthodoxen Kirche (Nonnen und Mönche) gibt. Der Verabschiedung in Skopje ging ein erneutes Zusammentreffen und Nachtessen mit Metropolit Stefan voraus, an dem auch der Dekan Prof. Dr. Gjoko Gjorgjewski und weitere Professoren der Theologischen Fakultät teilnahmen, um sich über ökumenische und interreligiöse Fragen auszutauschen. Metropolit Stefan betonte, wie wichtig ihm der Kontakt mit der Christkatholischen Kirche der Schweiz als Brückenbauer in vielerlei Hinsicht sei.
mw