Die Synode der Kirche von Irland fand in einem Hotel in der Nähe der St. Patricks Kathedrale in Armagh, Nordirland, statt. Die meisten Gäste wohnten auch im Hotel, so dass es möglich war, sich von morgens bis abends zu treffen. Der Eröffnungsgottesdienst in der Kathedrale wurde vom Erzbischof von Armagh und Primas von ganz Irland, Richard Clarke, geleitet. Ein Ad-hoc-Chor kümmerte sich um den Chorgesang und die Gemeinde versuchte, das Dach von der Kirche zu singen. Da ich mich noch an das irische Englisch gewöhnen musste, verstand ich die Predigt nicht ganz, aber ihre zweifellos ernsthafte Botschaft wurde von Zeit zu Zeit durch einen Witz unterbrochen, den die Gemeinde zu schätzen wusste. Die Bischöfe trugen keine Mitren, das eucharistische Gebet und die Kommunion waren feierlich wie in unseren Kirchen. Auf dem Rückweg zum Hotel traf ich unseren guten Freund Bischof Michael Burrows, der mich bereits während des Gottesdienstes gesehen hatte. Auf dem Weg nach Norden hatte er bemerkt, dass die einst fast abgeschaffte Grenze wegen des Brexit wiederbelebt worden war. Leider droht damit auch die Wiederbelebung alter Spannungen, die Dank der europäischen Integration der Vergangenheit angehörten.
Die Synodalen wurden abwechselnd unter der strengen, aber auch humorvollen Leitung eines der beiden Erzbischöfe, des bereits erwähnten Erzbischofs von Armagh und des Dubliner Erzbischofs Michael Jackson, durch die Tagesordnung geführt. Die Vormittagssitzung wurde mit einem kurzen Gebetsgottesdienst im Saal eröffnet. Wie bei unseren Synoden gibt es ein Spannungsverhältnis zwischen der formelleren Diskussion der notwendigen Tagesordnungspunkte und dem Austausch von Erfahrungen, Gedanken und Meinungen. Als einer der ersten Tagungsordnungspunkte wurde der Kommentar zur Verfassung vorgestellt. Anschliessend gab es Wahlen in verschiedene Kommissionen, wobei ich bemerkte, dass es nicht viel zu wählen gab (vielleicht war das bereits im Vorfeld geschehen) und dass die Kandidaten durch Akklamation gewählt wurden. Die Verfassung wurde mit dem Bleieinsatz eines alten Kirchenfensters verglichen, der an sich etwas farblos und langweilig ist, der aber notwendig ist, um die farbigen Glasscherben – gemeint waren die Kirchenmitglieder – zusammenzuhalten. Für mich als Aussenstehenden wurde es interessant, als es mehr Inhalte zu diskutieren gab. Ich werde zwei Beispiele nennen: das erste befasste sich mit einer alternativen Ordnung für das Morgen- und Abendgebet, das an Sonntagen verwendet wird, das zweite mit der Reduzierung der Anzahl der Synodalen.
Den ersten Antrag dachte ich so zu verstehen, dass diese alternative Gottesdienstordnung angeboten werden sollte, um die Eucharistie zu ersetzen; in dieser Ansicht wurde ich durch die freimütigen Reaktionen bestärkt, die genauso gut von liturgisch angehauchten Altkatholiken hätten kommen können. Warum etwas Neues? Boten die bestehenden Ordnungen nicht genügend Möglichkeiten? Gab es noch eine gemeinsame anglikanische Identität, wenn das common prayer nicht mehr verwendet wurde? Nachdem der Diskussionsleiter noch einmal auf den Grund für den Antrag verwiesen hatte, dass nämlich die derzeitige Form nicht mehr zufriedenstellend war, dass die Bitte für eine Überarbeitung von den Bischöfen gekommen war und sogar das common prayer kein statisches Ganzes ist, sondern sich entwickelt, wurde schließlich abgestimmt, was bei etwa 400 anwesenden Synodalen keine leichte Aufgabe ist. Der Antrag erhielt die erforderliche 2/3-Mehrheit sowohl von den Geistlichen als auch von Laien (die Bischöfe bilden immer noch ein eigenes “Haus”, stimmen aber entweder nicht oder zusammen mit dem Klerus ab) und konnte so in die nächste Runde gehen. Es folgten mehrere weitere Änderungen am bestehenden Text des Antrags.
Der zweite Vorschlag betraf die mögliche Reduktion der Anzahl der Synodalen. Die derzeitige Praxis ist, dass jede Diözese eine feste Anzahl von Vertretern in der Synode hat, was die Gesamtzahl auf 608 Synodale erhöht. Das ist schön und demokratisch, aber es ist sehr teuer und für einige Leute, die zum Beispiel einen Bauernhof betreiben und nicht einfach drei Tage Urlaub nehmen können, einfach nicht zu schaffen. Der Vorschlag sah daher eine Anzahl von Synodalen vor, die nach der Anzahl der Pfarreien einer Diözese gewichtet wurden. Der Nachteil scheint darin zu bestehen, dass die überwiegende Mehrheit der Synodalen dann aus den Stadtgebieten Dublins und Nordirlands kommen würde und sich die agrarischen Gebiete des Restes der Insel nicht mehr vertreten fühlen würden. Kurz gesagt, es galt, ein neues Gleichgewicht zu finden, das sowohl den repräsentativen Charakter der Synode als auch ihre Effizienz (und Kosten) berücksichtigt. Auch hier wurde schliesslich für die weitere Behandlung dieses Vorschlags gestimmt.
Was mir sonst noch auffiel:
- Die Erklärung zur menschlichen Sexualität des Hauses der Bischöfe wurde ohne weiteren Kommentar – der scheinbar bereits früher abgegeben worden war – zur Kenntnis genommen. Sie beinhaltete, dass die Bischöfe den Status der Ehe nicht ändern wollten: Die Ehe bleibt eine Angelegenheit zwischen einem Mann und einer Frau. Man kann für andere Beziehungen beten, aber das muss im Einklang mit der Lehre der Kirche stehen und sie werden nicht gesegnet.
- Die ausdrückliche Anwesenheit von ökumenischen Gästen, die auch sprechen durften (3 Minuten). Wir erhielten die Grüße der Kopten, Presbyterianer, Methodisten und der Schottischen Episkopalkirche. Der römisch-katholische Erzbischof von Armagh startete zusammen mit seinem anglikanischen Kollegen Eamon Martin die vom Erzbischof von Canterbury Justin Welby begonnene Aktion, in den zehn Tagen zwischen Himmelfahrt und Pfingsten dafür zu beten, dass die Menschen Jesus kennenlernen dürfen. Ich begrüßte die Synode im Namen der IBK, betonte unsere gemeinsame Mission in Europa, die auf Willibrord zurückgeht, und dankte Ihnen für Ihre Gastfreundschaft.
- In den Korridoren wurde über das bevorstehende irische Referendum über die Öffnung der Regelung für die Abtreibung gesprochen. Die Erzbischöfe mussten sich gegen eine Aussage verteidigen, die sie irgendwo in der Presse zu diesem Thema gemacht hatten. Sie hatten dies nicht “im Namen” der Kirche von Irland getan, sondern sie hatten “zu” der Kirche von Irland gesprochen. Einer Dame, die anscheinend ohne Erlaubnis einen Pro Life Stand aufgebaut hatte und sich das Mikrofon schnappte, um dafür Werbung zu machen, wurde mit sanfter Hand der Ausgang gezeigt.
- Finanziell schien die Lage nicht so besorgniserregend zu sein, aber wenn man in Irland den Spaten in die Hand nimmt, findet man bald etwas Altes, das sofort viel Geld kosten wird. Die Investitionen werden so umweltfreundlich und verantwortungsbewusst wie möglich getätigt. Es wird eine Zusammenarbeit mit der Regierung und Dritten angestrebt, um Denkmäler in Stand zu halten.
- Es wird viel Arbeit von Komitees geleistet: Flüchtlinge, Bildung, Hochschulseelsorge (auffällige Präsentation), Liturgie, Eheberatung, etc.
Fazit: Es war ein Privileg, drei Tage gemeinsam im Gebet und Erfahrungsaustausch verbringen zu können. Die Iren haben einen großen Sinn für Humor und verbergen ihn auch nicht – besonders wenn es um Bischöfe geht. Während der Synode herrschte eine Atmosphäre, in der alle es wagten zu sprechen, gelegentlich ein etwas evangelikales (aber nicht übertriebenes) Zeugnis ihres Glaubens abzulegen und sich gegenseitig ernst zu nehmen, auch wenn jemand deutlich zeigte, dass er etwas nicht richtig verstanden hat. Ich kann mir vorstellen, dass die manchmal heftigen Emotionen, mit denen die Synodalen ihre Ansichten erklärten, leicht zu unangenehmen Kollisionen führen können. Die Unzufriedenheit mit dem englischen Brexit führt zu einer stärkeren nach Osten ausgerichteten Orientierung der Iren über die große Schwester hin auf den europäischen Kontinent.
Amsterdam, 15. Mai 2018
Dirk Jan Schoon, Bischof von Haarlem