Nachruf Metropolit Damaskinos

Am 5. November 2011 ist in Genf Metropolit Damaskinos (Papandreou) verstorben. Der 1936 als jüngstes Kind einer Priesterfamilie im griechischen Ätolien geborene Vasilios besuchte 1955-1959 die auf der Insel Chalki gelegene (und seit 1971 von den türkischen Behörden geschlossene) Theologische Hochschule des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. Nach der Diakonatsweihe 1959, bei der er den Namen Damaskinos annahm, setzte er bis 1965 seine Studien in Bonn und Marburg fort und wurde in dieser Zeit (1961) auch zum Priester und Archimandriten geweiht und ernannt. 1965-1969 war er Vorsteher eines neuen orthodoxen Mönchszentrums  in Taizé FR, seit 1966 auch als (in Athen) promovierter Theologe.

1969 wurde er zum Direktor des drei Jahre zuvor errichteten Orthodoxen Zentrums des Ökumenischen Patriarchates in Chambésy bei Genf wie auch zum Sekretär für die Vorbereitung des „Heiligen und Grossen Konzils der orthodoxen Kirche“ In dieser Eigenschaft hat Damaskinos, der 1970 zum Bischof mit dem Titel Metropolit von Tranoupolis geweiht und 1982 zum Metropoliten der Schweiz und damit zum Vorsteher eines neuen eigenständigen Bistums ernannt wurde, über 30 Jahre mit einer zielstrebigen Tatkraft und theologischen Vision gewirkt, über die man hinterher nur staunen kann: Jedenfalls hat er aus dem Zentrum so etwas wie eine „Schlüsselstelle“ für die innerorthodoxen Entwicklungen, für die Beziehungen zwischen West- und Ostkirchen wie auch für interreligiöse Begegnungen gemacht.

Hier sei nur von seinem Engagement für die orthodox-altkatholischen Beziehungen die Rede. Von den sieben Vollversammlungen der Gemischten Orthodox-Altkatholischen Theologischen Kommission (1975-1987) fanden deren drei im Zentrum in Chambésy statt, in dem seit 1975 auch eine neu gebaute und ikonographisch kühne St. Paulus-Kirche steht. Für alle Vollversammlungen – eine einzige wurde von altkatholischer Seite organisiert und finanziert –  stellte das Zentrum seine administrative Infrastruktur zur Verfügung. Metropolit Damaskinos selbst übernahm 1980 vom nach Kreta zurückkehrenden Metropoliten Irenaios das Ko-Präsidium, das er mit Bischof Léon Gauthier ausübte. Der auf Kommissionsebene erfolgreich beendete Dialog hat allerdings aus verschiedenen Gründen nicht zum angestrebten Ziel der kirchlichen Gemeinschaft geführt; das trifft teilweise auch auf den anderen offiziellen Dialog zu, bei dem (seit 1988) Damaskinos Ko-Präsident war und der auf Kommissionsebene ebenfalls erfolgreich abgeschlossen werden konnte, nämlich mit den altorientalischen (oder vorchalkedonensischen) Kirchen.

Metropolit Damaskinos hat für seine theologisch-wissenschaftliche Tätigkeit wie auch als Förderer kirchlicher Dialoge und Initiant interreligiöser Gespräche zahlreiche Ehrungen erfahren. So hat auch die Christkatholisch-Theologische Fakultät der Universität Bern ihm (zusammen mit dem Bischof von Chichester, Rt Revd Eric Kemp) 1987 die Ehrendoktorwürde verliehen. Die Polnisch-Katholisch Kirche zeichnete ihn 1984 mit der Franciszek Hodur-Medaille aus. Und anlässlich der Hundertjahrfeier der Utrechter Union hielt er am 22. September 1989 in Utrecht den Festvortrag.

2003 hat ihn ein Gehirnschlag aus seinem unermüdlichen Engagement gerissen, und er musste von all seinen Aufgaben zurücktreten. Teilweise gelähmt lebte er – nun mit dem Titel Metropolit von Adrianoupolis – zurückgezogen in Genf. Seine letzten Monate waren traurig.

Der emeritierte christkatholische Bischof Hans Gerny, der mit Damaskinos freundschaftlich eng verbunden war, hat an der Trauerfeier vom 10. November 2011 in der St. Paulus-Kirche das Beileid und den Dank der Altkatholischen Kirche der Utrechter Union ausgesprochen.

 

Prof. Dr. Urs von Arx

 

Kurz vor dem Tod des Entschlafenen ist eine mit einem umfangreichen Bildteil versehene Würdigung seines Lebenswerkes erschienen, die als Festgabe zu seinem 75, Geburtstag gedacht war: Maria Brun, Damaskinos Papandreou. Erster Metropolit der Schweiz 1969-2003, Athen 2011, 766 S (inkl. griechische Übersetzung von Konstantina Peppa).

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