Dieses Jahr ist es 25 Jahre her, dass die Orthodoxen und Altkatholischen Kirchen ihre vollständige theologische Übereinstimmung festgestellt haben. Der Bericht über diese Übereinstimmung (die sogenannten Koinonia-Texte) wurde seither wohl studiert, aber er habt sein eigentliches Ziel nicht erreicht: Die vollständige kirchliche Gemeinschaft zwischen unseren beiden Kirchenfamilien (so wie diese seit 1931 mit der Anglikanischen Kirchenfamilie besteht). Ein Grund dafür ist unter anderem die Ordination von Frauen zu Priestern. Es spielen aber sicher auch andere Faktoren, wie etwa die verschiedenen kulturellen Kontexte in denen unsere Kirchen leben und arbeiten, eine Rolle.
Um den Kontakt – auch auf offiziellem Niveau – nicht zu verlieren, besteht seit einigen Jahren die ‚Orthodox-Altkatholische Arbeitsgruppe‘, die durch das Ökumenische Patriarchat von Konstantinopel und die Internationale Bischofkonferenz der Utrechter Union eingesetzt worden ist. Die Kleinheit der Arbeitsgruppe macht es möglich, dass wir einander ziemlich gut kennenlernen und mit beschränkten Mitteln doch einigermassen effizient arbeiten können. Die Gruppe besteht aus je drei Mitgliedern jeder Kirchenfamilie, von denen je ein Bischof als Co-Präsident ernannt ist. Von orthodoxer Seite sind dies Bischof Prof. Dr. Kyrillos Katerelos (Athen), Prof. Dr. Konstantinos Delikostantis (Athen/Chambésy) und Prof. Dr. Grigorios Larentzakis (Graz/Chania), und von altkatholischer Seite Bischof Dr. Harald Rein (Bern), Prof. Dr. Urs van Arx (Bern) und Dr. Mattijs Ploeger (Haarlem/Utrecht).
Bis heute hat diese Arbeitsgruppe ausser dem Abhalten eigener Sitzungen (ein- bis zweimal pro Jahr) die folgenden Projekte realisiert: Eine Konferenz für orthodoxe und altkatholische Theologiestudierende, eine Studienreise zur Orthodoxen Kirche auf Kreta und einen Besuch der Kommission beim Patriarchen von Konstantinopel, dem geistlichen Oberhaupt aller orthodoxen Kirchen, mit dem auch die Besuche von historischen und aktuellen Stätten in und um das heutige Istanbul verbunden wurden. Bei diesem Besuch wurde die Gruppe auch vom Erzbischof von Utrecht als Präsident der Bischofskonferenz der Utrechter Union begleitet.
Während der Sitzung vom 26. bis 28. Juni 2012 haben wir unser nächstes Projekt inhaltlich und praktisch vorbereitet: eine Konferenz für orthodoxe und altkatholische Theologinnen und Theologen über die soziale und gesellschaftliche Bedeutung unserer gemeinsamen Theologie. Wie bekannt, ist dasjenige, was Orthodoxe und Altkatholiken miteinander verbindet in erster Linie die Theologie (das Verständnis Gottes als der Drei-eine, das Verständnis der Kirche und der Eucharistie). Dieses Mal möchten wir uns damit auseinandersetzen, welches soziale und gesellschaftliche Verständnis aus unserer theologischen Basis hervor geht. Wir sind überzeugt davon, dass diese Querverbindungen bestehen. Wahrscheinlich benennen wir sie zu wenig und das wollen wir mit dieser Konferenz ändern. Vorläufig gehen wir von einer zweitägigen Konferenz in Zürich in der Woche nach Auffahrt 2013 aus. Weitere Informationen werden folgen.
Am Mittwoch nahm die Arbeitsgruppe an einem für uns speziell etwas festlicher gestalteten Abendgottesdienst in der Pfarr- und Bischofskirche in Bern teil, dem ein Treffen mit den zahlreichen altkatholischen Theologinnen und Theologen in und um Bern folgte. Darunter war auch Bischof em. Hans Gerny, der sich immer für die Kontakte mit der Orthodoxie eingesetzt hat.
Wie immer zeigte sich die Christkatholische Kirche der Schweiz grosszügig und gastfreundlich, sodass neben den ernsthaften und langen Sitzungen auch der innere Mensch reichlich auf seine Kosten kam. Auf diese Weise konnten orthodoxe Theologen testen, wer am ‚asketischsten‘ war. (Antwort: nicht derjenige, der am meisten über Askese sprach.)
Mattijs Ploeger