Vom 26.- 28. Oktober 2018 weilt Seine Heiligkeit Aram I. in Bern. Er stattet der Kirche einen Freundschaftsbesuch ab.
Seine Heiligkeit Aram I., Katholikos der Armenisch-Apostolischen Kirche, stattet dieser Tage der Christkatholischen Kirche der Schweiz einen Freundschaftsbesuch ab. Wie die Christkatholische Kirche mitteilt, erfolgt der Besuch auf Einladung von Bischof Harald Rein.
Aram I. gilt gemäss Mitteilung als «einer der herausragenden zeitgenössischen Kirchenführer». Er setze sich engagiert ein für den Frieden im Nahen Osten und für die dort ansässigen Christinnen und Christen. Der Besuch des Kirchenführers ist schon deshalb besonders, weil gewissermassen der Papst einer anderen als der römisch-katholischen Kirche mitten im reformierten Bern auftritt.
Rolle der Familie wird diskutiert
Der Kontakt kam aufgrund einer Initiative des Katholikos zustande. Aram I. hatte eine Arbeitsgruppe von armenisch-apostolischen und altkatholischen Theologinnen und Theologen zu zeitgenössischen ethischen Themen angeregt. Diese Gruppe wurde mittlerweile eingesetzt. Sie beschäftigt sich gegenwärtig mit der Rolle der Familie in der Gesellschaft, auch unter Berücksichtigung der Gleichgeschlechtlichkeit, heisst es in der Mitteilung.
Am Freitagvormittag hielt der promovierte Theologie und ehemalige Moderator des Ökumenischen Rates der Kirchen an der Universität Bern einen öffentlichen Vortrag. Thema waren die Herausforderungen der Kirchen im Nahen Osten. Im Anschluss daran traf er sich informell mit Vertreterinnen und Vertretern der Universität und mit Botschafter Wolfgang A. Brülhart vom Eidgenössischen Departement für äussere Angelegenheiten zum Mittagessen.
Öffentliche Gottesdienste und Vorträge
Der Besuch sieht am Freitagabend einen Empfang in der libanesischen Botschaft vor. Am Samstag wird der Katholikos sich mit einer Gruppe junger Theologinnen und Theologen zu einem Austausch über theologische Fragen und über die Situation in seinem Heimatland zusammensetzen.
Am Samstagabend wird um 17 Uhr in der christkatholischen Kirche St. Peter und Paul eine Vesper abgehalten. Im Anschluss hält Aram I. einen Vortrag über die Ökumene. Diese Vesper ist ebenso öffentlich wie die Eucharistiefeier am Sonntag um 10 Uhr. Diese Feier wird, wie es in der Mitteilung heisst, Elemente armenisch-apostolischer Spiritualität enthalten. Auftreten wird zudem die armenische Opernsängerin Hasmik Papyan.
Harald Rein, Bischof der Schweizer Christkatholiken, und S. H. Aram I. hoffen, mit diesem Besuch die Bande zwischen den beiden Kirchen festigen zu können. Gemäss Mitteilung wollen sie «die Grundlage für ein Miteinander über Kulturgrenzen hinweg ausbauen».
Armenier im Fokus des Interesses
Die Christkatholische Kirche pflegt seit langem Beziehungen zu den östlich-orthodoxen und den orientalisch-orthodoxen Kirchen. Zu letzterer Kirchengruppe gehört die Armenisch-Apostolische Kirche. Sie gilt zudem als älteste christliche Staatskirche der Welt. Speziell ist der Besuch ihres Repräsentanten in Bern auch deshalb, weil die Armenier als Volk im Fokus des politischen Interesses stehen – als Betroffene eines hoch kontrovers diskutierten Genozids, aber auch als eine von der türkischen Regierung mit Misstrauen und Restriktionen bedachte Ethnie.
Fragen der Ökumene zwischen der christkatholischen und den orthodoxen Kirchen werden seit langem diskutiert. Haupthindernisse ergeben sich insbesondere bei der Frauenordination, die bei den Christkatholiken möglich ist. 1999 hat die Synode durch eine Verfassungsänderung das dreifache geistliche Amt für Frauen geöffnet – Diakonin, Priesterin und Bischöfin. Aber auch Fragen der Gleichgeschlechtlichkeit werden kontrovers diskutiert.
Fragen des modernen Lebens
Hier allerdings nimmt die armenische Kirche eine Sonderrolle ein: Da ein grosser Teil ihrer rund zwölf Millionen Mitglieder im Exil lebt, hauptsächlich in Europa, Nordamerika und Australien, stellen sich für diese Kirche die Fragen des modernen Lebens mit viel grösserer Dringlichkeit als für andere orthodoxe Kirchen.
(DerBund.ch/Newsnet/Dölf Barben)
Aram I. ist Katholikos der Armenisch-Apostolischen Kirche. Bild: Christoph.Knoch@solnet.ch