Vom 28. April bis 5. Mai 2019 fand die 17. Sitzung des Anglican Consultativ Council statt, eines der vier sogenannten Instrumente der Gemeinschaft, die die anglikanischen Kirchen weltweit miteinander verbinden. Vertreter von 37 der 40 Kirchenprovinzen der Anglikanischen Gemeinschaft versammelten sich in einem luxuriösen Hotel in Hongkong, wo sie die überwältigende Gastfreundschaft der drei Diözesen der anglikanischen Kirchenprovinz Hongkong, des Hongkong Sheng Kung Hui, genossen. Als Vertreter der altkatholischen Kirchen der Union von Utrecht nahm Bischof Schoon als ökumenischer Gast am Treffen teil.
Das Thema des Programms war ‘Equipping God’s People: going deeper in intentional discipleship’. Dieses Thema knüpfte an das vorangegangene Treffen im Jahr 2016 in Lusaka, Sambia, an. Dort hatte man versucht, die Meinungsverschiedenheiten zu überwinden, die zur Spaltung der anglikanischen Gemeinschaft zu führen drohten, indem man sich auf das konzentrierte, was die Anglikaner verbindet. ‘Intentional discipleship’- ’Bewusste Nachfolge‘ bezieht sich auf das Streben der Christen, aus einer tieferen Bindung heraus Jesus im Dienst zu folgen und so den christlichen Glauben in der Welt zu verbreiten. Während des Treffens in Hongkong wurden Videoclips von Anglikanern gezeigt, die über ihr von Jesus geprägtes Leben (Jesus shaped Life, abgekürzt: JSL) in einer von Jesus geprägten Welt (Jesus shaped World) Zeugnis ablegten.
Die Konferenz als Ganzes wurde am Sonntag, den 28. April, in der Hong Kong Cathedral Church of St. James mit einem Gottesdienst eröffnet, in dem der Primas der Kirchenprovinz, Erzbischof Paul Kwong, den Vorsitz führte und der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, predigte. Jeden Tag gab es ein Morgengebet im Hotel, in dem die Sitzungen stattfanden, gefolgt von einem halbstündigen Bibelstudium über die Geschichte der Emmaus-Jünger. Gegen Mittag wurde Eucharistie gefeiert, am späten Nachmittag gab es ein Abendgebet und am späten Abend wurde die Komplet gebetet. Auch während der Plenarsitzungen wurden die Diskussionen häufig unterbrochen, um füreinander oder miteinander zu beten. Am Donnerstag, den 2. Mai, besuchten die Delegierten ein Projekt ‚bewusster Nachfolge‘ in der Praxis. Am 5. Mai feierten sie in den Pfarreien den regulären Sonntagsgottesdienst mit den Gemeindemitgliedern.
Das Programm bestand, wie üblich, aus Berichten des Vorstands der Anglikanischen Gemeinschaft über die vergangene Periode, des Generalsekretärs der Gemeinschaft und vieler Projekt- und Arbeitsgruppen, Netzwerken und Initiativen in verschiedenen Bereichen. Die Themen, die mich am meisten beeindruckt haben, waren das internationale Frauennetzwerk ‚Women in Church and Society‘ und das Projekt ‚Living in Love and Faith‘, das von der Church of England gestartet wurde. Bei letzteren wurden komplexe Fragen der Sexualität, der menschlichen Beziehungen, der Ehe und des Geschlechts auf vielfältige Weise, aber immer mit großer Sorgfalt und Expertise behandelt. Dem ging eine Vorstellung der Leitlinien für eine sichere Kirche (‘safe church’) voraus, durch die verschiedene Formen des Missbrauchs so weit wie möglich verhindert werden und, falls sie doch auftreten, für die Opfer bestmöglich behandelt werden sollten. Alle anwesenden Kirchenprovinzen der Anglican Communion waren sehr stark in dieses Thema eingebunden und haben dies deutlich gemacht.
Die Ökumene wurde nur indirekt thematisiert. Es gab Fortschrittsberichte aus den verschiedenen Dialogausschüssen und auch den Bericht des Anglikanischen – Altkatholischen Internationalen Koordinierungsrates, des ständigen Rates für die Zusammenarbeit von Anglikanern und Altkatholiken, insbesondere in Europa. Das Mandat des Rates war abgelaufen und die Zustimmung der Anglican Communion für eine neue Runde von Konsultationen musste eingeholt werden. Diese allgemeine Zustimmung kam zustande, aber ohne jeglichen Enthusiasmus oder Fragen zum Bericht. Die Ökumene scheint nicht ganz oben auf der Agenda des Anglican Consultative Council zu stehen, wie andere Berichte deutlich gezeigt haben. Für den ökumenischen Leiter des Büros der Anglikanischen Gemeinschaft, Kanoniker Dr. John Gibaut, war dies ein trauriges Ende seiner Karriere, da er einen Job an einer Universität in seinem Heimatland Kanada angenommen hat. Er ist nicht der Einzige, der das Büro verlässt, denn auch der Kommunikationsbeauftragte Adrian Butler ist zurückgetreten und Dr. Terry Robinson, die das oben genannte Frauenprojekt in den letzten zehn Jahren erfolgreich aufgebaut und geleitet hat, muss sich wegen familiärer Umstände verabschieden. Ihre Nachfolger waren während der Sitzung noch nicht bekannt.
Bischof Dirk Jan Schoon